Schriesheim im Bild 2023

22.06.2020

Schriesheimer Hütte: Eigentlich fehlen nur die berühmten Suppen

Schriesheimer Hütte hat wieder geöffnet: Keine Bestuhlung und nur Außer-Haus-Verkauf von Snacks - Wanderer kommen trotzdem gern

Von Florian Busch

Schriesheim. Die Naturfreunde sind sehr stolz auf ihre Schriesheimer Hütte, das ist zu spüren, egal, mit wem man sich unterhält. Können sie aber auch, schließlich ist das Haus, idyllisch mitten im Wald gelegen, schon seit vielen Jahren im Besitz des Vereins, wird von den Mitgliedern ehrenamtlich bewirtschaftet und wurde erst vor Kurzem in kompletter Eigenregie kernsaniert. Nicht umsonst also bezeichnet der Erste Vorsitzende der Naturfreunde, Sascha Gernold, die Hütte als "Zenit unseres Vereins".

Doch in diesem Jahr ist alles etwas anders. Eigentlich sollte die Saison schon längst in vollem Gange sein, wegen der Coronakrise verzögerte sie sich aber um mehrere Monate. Seit dem 14. Juni hat die Schriesheimer Hütte nun wieder geöffnet – allerdings längst nicht in dem Umfang, wie die vielen Wanderer und Fahrradfahrer, die dort einkehren, es normalerweise gewohnt sind: keine Bestuhlung, deutlich verringerte Speisekarte, nur Außer-Haus-Verkauf und deutlich verkürzte Öffnungszeiten.

Einige Einschränkungen also, die aber keinen sonderlich zu stören scheinen. "Es hat uns gefehlt, hier ist es einfach schön", berichten etwa Inge Pfrang und Uwe Petzoldt. Die Ursenbacher Ortsvorsteherin und ihr Mann kommen regelmäßig hierher, um etwas zu essen, zu trinken und die Natur zu genießen, so auch an diesem sonnigen und warmen Sonntag. Einzig das Treffen mit anderen Leuten fehlt den beiden, ohne Bestuhlung verteilen sich stattdessen viele Kleingruppen mit Sicherheitsabstand auf die Bänke. Doch das tut einem Besuch genauso wenig ab wie das kleinere Angebot: "Es ist besser als nichts", meint Petzoldt.

Dem können sich die Vereinsmitglieder, die gestern ehrenamtlich den Betrieb am Laufen halten, nur anschließen: "Es hat uns etwas gefehlt", findet auch Anke Kießling. Während der Andrang letzten Sonntag bei der Eröffnung wegen des schlechten Wetters nicht so gut gewesen sei, läuft er dieses Mal dafür umso besser. Draußen gibt es keine freie Bank mehr, und häufig steht ein Gast auf der anderen Seite der Plexiglasscheibe, um etwas zu bestellen. Der Verkauf läuft nur durch dieses eine Fenster: vor allem belegte Brote und Knabbereien wie Chips oder Kekse. Die Suppen, für die die Schriesheimer Hütte laut Gernold vor allem bekannt sei, sucht man auf der Speisekarte derzeit vergebens, ebenso alles, was zurückgebracht werden muss, wie etwa Speisen auf Tellern. Der reine Kioskbetrieb "ist schon ein bisschen schade", meint Marita Großkopf. Auch die Gäste bedauerten die aktuellen Umstände, akzeptierten sie aber, ergänzt Udo Großkopf.

Aber auch mit den Einschränkungen sind die Mitglieder sehr glücklich darüber, dass sie wieder loslegen dürfen. Dabei spielt auch die gemeinsam verbrachte Zeit eine große Rolle, Aktivitäten außerhalb des Vereinslebens seien keine Seltenheit: "Wir haben alle ein sehr freundschaftliches Verhältnis und machen es sehr gerne", berichtet Kießling. Deshalb gebe es auch nie Probleme, jedes Wochenende genug Freiwillige für den Hüttenbetrieb zu finden.

Auf lange Sicht wollen die Naturfreunde aber unbedingt wieder zurück zum Normalbetrieb, so Gernold. Das Bewirten im Freien, die vielen netten Gespräche mit den Gästen: Das sind alles Aspekte, die die Schriesheimer Hütte ausmachen: "Uns fehlt es sehr", meint der Erste Vorsitzende. Wann es wieder zurück zum "Alltag wie vor Corona" geht, das kann Gernold noch nicht sagen. Allerdings soll in dieser Woche im Vorstand darüber gesprochen werden, sodass er hofft, dass es vielleicht nach den Sommerferien soweit sein könnte.

Bis zur Rückkehr zur Normalität vergeht also noch einige Zeit, die Wiederaufnahme des Betriebs ist für den Verein aber schon einmal ein großes Zwischenziel. Die Hütte ist nämlich mehr als nur ein Treffpunkt und Aufenthaltsort, meint Gernold: "Da hängt unser Herz dran."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung