Schriesheim im Bild 2023

06.07.2020

Sportvereine zwischen Euphorie und Ernüchterung

Sportvereine sind unterschiedlich stark von Hygienemaßnahmen betroffen

Von Florian Busch

Schriesheim. "Es lebe der Sport", so sang schon der Österreicher Rainhard Fendrich vor fast 40 Jahren. Umso schöner, dass auch viele Schriesheimer Sportvereine wieder loslegen – doch die Freude ist teilweise noch etwas verhalten, wie die RNZ im sechsten Teil der Umfrage bei den Vereinen erfuhr.

Schon seit dem 11. Mai sind die Bergsträßer Drachen- und Gleitschirmflieger wieder regelmäßig am Himmel zu sehen. Die Auswirkungen der allgemeinen Hygienevorschriften seien laut dem Ersten Vorsitzenden Georg Rombach nicht so dramatisch wie in anderen Sportarten. Die Maßnahmen beschränkten sich auf die Geschehnisse am Boden, so falle zum Beispiel der Bustransport zum Startplatz aus. Dass der Verein den Flugbetrieb überhaupt eine Zeit lang einstellte, habe daran gelegen, dass man in der aktuellen Situation die Krankenhäuser im Falle eines Flugunfalls nicht noch mehr belasten wollte, erklärt Rombach. Ärgerlich war die Pause aber trotzdem für die Drachen- und Gleitschirmflieger: März und April seien normalerweise nämlich sehr gute Monate mit günstigen Windbedingungen. Hinzu kamen schlechte Wetterverhältnisse zum Wiederbeginn. Aufgrund dieser Faktoren rechnet Rombach 2020 mit deutlich weniger Flügen als in den Jahren zuvor.

Eine ähnliche Lage findet man beim Sportschützenverein Strahlenburg vor: "Wir treffen uns wieder", so der Vorsitzende Georg Berg. Seit drei Wochen läuft der normale Schießbetrieb wieder. Auch hier seien die Vorschriften kaum zu spüren. Einzig die Tatsache, dass die Anzahl an Schießständen halbiert wurde, um zu große Menschenansammlungen zu vermeiden, mache sich bemerkbar. Doch auch damit habe niemand Probleme, freut sich Berg: "Das funktioniert bisher ganz gut."

Deutlich spürbarer dagegen sind die Hygienevorschriften noch bei den Kampfsportlern von Ving Tsun Kung Fu, wie der Vorsitzende Lars Ender bestätigt; auch hier laufe der Betrieb wieder. Mit den Kindern sei man ausschließlich draußen, bei den Erwachsenen glichen sich Hallen- und Außentraining aus. Und es ist auch einiges möglich, trotz Auflagen können etwa Geräte benutzt und einige Übungen ohne Körperkontakt absolviert werden. Trotzdem fehle allen das normale Training: "Wir warten sehnsüchtig", bedauert Ender, denn "es lebt vom Partnertraining." Wie einige andere Vereine haben auch die Kampfsportler das Video-Training zur Überbrückung der Zwangspause etabliert. Einmal pro Monat gibt es nun sogar ein gemeinsames Training mit Ving-Tsun-Begeisterten auf der ganzen Welt – verbunden über das Internet. Für Ender sehr wertvoll: "Man sieht, dass man nicht allein ist."

Der Motorsportclub (MSC) Altenbach gibt seit dem 27. Mai wieder Gas: "Wir haben den Trainingsbetrieb vollständig aufgenommen", berichtet der Vorsitzende Willi Barteldes. Obwohl alle Veranstaltungen vorerst abgesagt sind – wie auch der hauseigene Meisterschaftslauf – wollte man unbedingt wieder loslegen. Der Vorsitzende wollte für die Kinder einen Ausgleich schaffen und sie nach längerer Pause körperlich und geistig wieder fordern. Das war dem Ersten Vorsitzenden sehr wichtig. Und obwohl auch beim MSC durch die Hygienevorschriften ein erheblicher Mehraufwand entstehe, meint Barteldes: "Das, was wir machen dürfen, machen wir auch."

Beim Automobilclub Schriesheim dagegen muss Vorsitzender Hans Gross auf die Euphoriebremse treten. Neben all den abgesagten Veranstaltungen finden hier zurzeit auch keine Trainingsstunden statt. Zu groß sei der Aufwand, den Hygienevorschriften gerecht zu werden: "Das hat alles keinen Sinn", meint Gross, der nicht glaubt, dass in diesem Jahr noch Großveranstaltungen stattfinden. Auch Clubabende gebe es derzeit keine. Wie bei den Trainingsstunden auch sei das größte Problem hierbei, den Sicherheitsabstand untereinander einzuhalten. Und so sieht die Zukunftsprognose beim Automobilclub eher mau aus: "Man kann überhaupt nichts sagen", bedauert Gross die Situation.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung