Schriesheim im Bild 2023

14.09.2020

Was in Schriesheim alles zu tun ist

Sommer-Radtour der Freien Wähler steuerte markante Stellen an - Wenig Interesse bei den Bürgern

Von Nicoline Pilz

Schriesheim. Bei ihrer Sommer-Radtour zu markanten (Bau-) Stellen in Schriesheims Ober- und Unterstadt, blieb die Fraktion der Freien Wähler weitgehend unter sich. Initiator Bernd Hegmann fand das mangelnde Interesse aus der Bevölkerung zwar schade, ganz verwundert war er indes nicht. Bei den Gemeinderatssitzungen sei das nicht viel anders, meinte er.

Lediglich am vierten Anlaufpunkt, dem neuen, immer noch geschlossenen, Spielplatz in der Mozartstraße, gesellten sich zwei Anwohner zu der Gruppe um Hegmann, Jutta Becker, Nadja Lamprecht und Matthias Meffert. Sie berichteten von feiernden und trinkenden Jugendlichen in den Abendstunden, beklagten, dass es auf dem neuen Platz keine Begegnungsmöglichkeit für Senioren gebe und kritisierten die ihrer Ansicht nach unnötigen Fällungen gesunder und großer Bäume, wodurch der Spielplatz nun ganztags in der Sonne liege.

"Ich gebe diesem Spielplatz die Note sechs – er ist auch viel zu langweilig. Nicht einmal Versteckmöglichkeiten gibt es hier für die Kinder", sagte die Anwohnerin. Nadja Lamprecht konnte das nicht nachvollziehen. "Ich finde diesen Platz super. Meine Kinder sind ganz heiß darauf, dass er endlich öffnet." Was den fehlenden Schatten, die Baumfällungen und die überlange Schließzeit des Platzes angeht, so waren die Freien Wähler ganz bei den Nachbarn.

"Unsere Hauptforderung ist: So schnell wie möglich öffnen und dann auch pflegen", betonte Hegmann. Angeblich habe die Verwaltung noch keinen Termin für die Neueröffnung finden können, erklärte er auf Nachfrage.

Start der Tour war am frühen Nachmittag im oberen Schulhof an der Strahlenberger Grundschule. "Es gibt ein paar Punkte, die uns unter den Nägeln brennen, bei denen wir wollen, dass es etwas vorwärtsgeht", sagte Hegmann. Im Oktober 2018 sei der Schülerhort übergeben worden, doch die Außenanlage bleibe nach wie vor eine "Katastrophe". Die Umgestaltung des Schulhofs komme nicht voran. Carlo Bonifer, Geschäftsführer des Hortes, erklärte, man habe dieselben Bedürfnisse wie die Schule: "Den Kindern eine anreizende Umgebung schaffen und Bewegung ermöglichen."

Immerhin geht es jetzt beim Fluchtturm an der Volkshochschule (VHS) weiter. Die Brandschutzauflage sei 2018/19 heiß diskutiert und "brandeilig" gewesen. Nach Verlegung des Fundaments stockte das Projekt jedoch. Ein letzter Blick ging auf den zu Beginn der Bauphase beschädigten Turm am Pfarrsaal der katholischen Kirchengemeinde. "Das ist ein Versicherungsfall – ich verstehe nicht, warum das nicht längst repariert ist", kritisierte Hegmann.

Dann ging’s weiter zum neu gestalteten Raiffeisenplatz. Seine Namensgebung, weg von "Schillerplatz-Nord" hin zur Reminiszenz an den früheren Standort des Raiffeisenmarktes und den Sozialreformer Friedrich Wilhelm Raiffeisen, verdankt der gut genutzte Platz Ideengeber Altgemeinderat Friedrich Ewald und der Hartnäckigkeit Hegmanns.

Ewalds früherer Arbeitgeber, die Volksbank Kurpfalz, hat die Hinweistafel neben der optisch deutlich aufgehübschten Unterführung mit Raiffeisens Werdegang gestiftet. Das im vergangenen Jahr zur Platz-Einweihung gestartete Bürger-Boulen habe man coronabedingt leider aussetzen müssen, schilderte Hegmann. Auch hier kritisierte er, dass wie bei allen anderen Projekten, die sich die Freien Wähler an diesem Tag anschauten, eine Endabrechnung fehle.

"Und durch alle Projekte zieht sich das Thema Kostenexplosion", sagte er. So auch am neugebauten Kindergarten "Kinderschachtel" in der Hirschberger Straße. "Es ist etwas Schönes, das hier entstanden ist", meinte Jutta Becker. Angesichts der städtischen Finanzlage müsse man aber zusehen, ob man in Zukunft nicht "einfacher" bauen könne. Der Kindergarten sei "eigentlich" im Dezember baulich abgenommen worden, meinte Hegmann. Doch es gebe noch einige äußere Mängel wie beispielsweise ein Tor, das nicht schließe.

"Am meisten ärgert es mich hier, dass wir von anfangs geplanten vier Millionen auf 5,5 Millionen Euro Baukosten kamen", sagte er. Eine Aufstockung der Betreuungsplätze konnten sich die Freien Wähler durchaus in der Kinderschachtel vorstellen. Lamprecht sagte, sie finde die Idee einer "Außengruppe" reizvoll.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung