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11.10.2020

Giftpfeile Richtung Weinheim: Bittere Kritik aus Ladenburg am SPD-Nominierungs-Verfahren

Giftpfeile Richtung Weinheim: Bittere Kritik aus Ladenburg am SPD-Nominierungs-Verfahren

"Erschreckend, wie Teile der SPD mit Kleinböck umgingen" - Giftpfeile Richtung Weinheim

Gerhard Kleinböck. Foto: Dorn

Neckar-Bergstraße. (hö) Um ein Haar wäre es bei der Nominierungsversammlung ganz harmonisch zugegangen: Niemand hatte thematisiert, dass Gerhard Kleinböck (68) überraschend doch nicht mehr antrat – noch nicht einmal Kleinböck selbst. Seinen Namen erwähnte nur sein Büroleiter Sebastian Cuny, der ihn als "im Wahlkreis extrem präsent" und als "Anker der Partei" bezeichnete. Ansonsten schien die Partei mit dem geglückten Projekt "Generationenwechsel" mit sich im Reinen.

Doch dann kam Axel Sturm aus Ladenburg. Für Sturm, der in seinen 42 Jahren bei der SPD "noch nie das Bedürfnis hatte, sich zu Wort zu melden", war es "erschreckend, wie Teile der SPD mit Kleinböck umgegangen sind". Er habe keine Probleme mit dem Generationenwechsel, die Reden der beiden Landtagskandidaten nannte er auch überzeugend, aber: "Es ist der Stil, auf den es ankommt. Und was da im Vorfeld abgelaufen ist, ist stillos. Statt auf Erfahrung und Amtsbonus zu setzen, wird ein Abgeordneter eiskalt abserviert."

Die Chance auf den Erhalt des SPD-Mandats im Wahlkreis Weinheim seien sowieso schon gering, "aber ohne Gerhard Kleinböck wird es noch schwieriger". Für Sturm sitzen die Schuldigen in der Weinheimer SPD. Bereits 2010 hatte deren Vorsitzende Stella Kirgiane-Efremidou gegen Kleinböck kandidiert, im Jahr zuvor war er für den Weinheimer Hans Georg Junginger – er leitete am Freitag die Nominierungsversammlung in der Heinrich-Beck-Halle – im Landtag nachgerückt. Und als Kleinböck den Genossen in der Zwei-Burgen-Stadt die Pforzheimer Bürgermeisterin Monika Müller empfohlen habe, hörte man nicht auf ihn, "sonst hätte man dort heute noch einen SPD-Oberbürgermeister". Bekanntlich wurde Kirgiane-Efremidou aufgestellt, die am 10. Juni 2018 demütigende 9,3 Prozent holte. An den Irritationen in der Öffentlichkeit, die auf den Rückzug Kleinböcks folgten, sei "nicht die Presse Schuld, sondern Teile der SPD". Da hagelte es schon Zwischenrufe aus dem Publikum wie "So ein Quatsch" oder "Die Schweine sind außerhalb der Partei".

Nach dieser Aufwallung setzte in der Aussprache Petra Gehrig-Beyrer (Dossenheim) dann doch zu einer "ultimativen Lobhudelei" – frei nach der Fernsehsendung "Zimmer frei" – zugunsten Cunys an, der "ein Glücksfall für die SPD" sei. Und auch der Edinger Thomas Zachler pries dessen Erfahrung. Für den "unverschämt jungen André" (Gehrig-Beyrer) legte sich Vanessa Bausch (Laudenbach) mit dem Text des Popsongs "Meine drei Minuten" ins Zeug, und Thorsten Walther aus Ilvesheim, sah gerade in dessen Jugendlichkeit eine Chance. Dabei gelang ihm auch die Stilblüte des Abends: Er sprach immerzu von "jungen Menschen und Frauen", die bei ihm den Ortsverein wiederbelebt hätten.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung