Schriesheim im Bild 2023

14.02.2021

Kräftemessen im Ortschaftsrat um den Altenbacher Spielplatz

Im Ortschaftsrat stellte Rolf Schwarz seine Planungen vor: Es kam zu einer heftigen Debatte und großer Empörung der Eltern. Die Entscheidung fällt erst im März.

Von Micha Hörnle

Schriesheim-Altenbach. Die Pläne für den maroden Spielplatz in Altenbach werden konkreter, zugleich wird die Debatte schärfer. Am Montagabend stellte Rolf Schwarz dem Ortschaftsrat einen Entwurf vor, der in zwei Videokonferenzen mit den Eltern erarbeitet wurde. Nach langer Debatte im Ortschaftsrat steht fest: Das wird wohl so kommen, aber es dauert.

> Das Problem: Daran, dass dringend etwas passieren muss, hat niemand Zweifel. Denn im letzten Mai hatte der Tüv die allermeisten Spielgeräte entfernt, im Moment ist nur die Schaukel und der Sandkasten übrig. Zudem wird die Fläche für den Spielplatz kleiner, weil am Hang eine Zufahrt eines Nachbarn zu seinem Wiesengrundstück abgezwackt werden muss; diese ist zum Gutteil in seinem Besitz – der städtische Spielplatz steht also zu einem Teil auf einer Privatfläche. Zu diesen Eigentumsproblemen kommt ein noch größeres: Das Areal ist viel zu klein für die 238 Altenbacher Kinder im Alter bis zwölf Jahre. Rechnerisch hätte auf diesen 285 Quadratmetern jedes Kind nur 1,2 Quadratmeter Platz, eigentlich sollten es acht bis zehn Quadratmeter sein. Die Mindestgröße für einen Spielplatz gibt Schwarz selbst mit 500 bis 1500 Quadratmetern an. Zudem ist das Areal, gerade für die Kleinsten, zu weit entfernt: 60 Kinder, also ein Viertel aller, leben außerhalb eines 1000-Meter-Radius vom Spielplatz. Schwarz meint: "Eigentlich bräuchte Altenbach einen zweiten." Auch wenn die Zufahrt des Nachbarn zu seinem Wiesengrundstück bereits bei den Planungen berücksichtigt wurde: Schwarz plant zusätzlich mit etwa 50 Quadratmetern genau dieses Wiesengrundstücks, sonst würde alles viel zu klein werden. Jetzt muss die Stadt über einen Flächentausch mit dem Eigentümer verhandeln.

> Der Plan: Im Grunde gibt es fünf Spielplatzbereiche: Wasser, Schaukeln, Baumhaus, Sandkasten und Trampolins. Am spektakulärsten ist das Baumhaus zum Klettern – genau genommen sind es sogar drei –, das um die bestehende Eiche gebaut wird. Für den Wasserbereich mit Kran und Pumpe soll der vorhandene Bach, der aber nicht ganzjährig fließt, genutzt werden – und dafür braucht Schwarz einen Teil vom Wiesengrundstück des Anwohners. Zudem soll es auch eine Vogelnest- und zwei Kettenschaukeln geben, dazu einen Sandkasten und drei Bodentrampolins: "Geeignet für alle Altersgruppen", urteilt Schwarz über dieses Gesamtpaket. Die vielen Eltern im Publikum waren von dem Entwurf angetan und quittierten Schwarz’ Beitrag mit langem Applaus.

> Die Diskussion: Eigentlich hatte Ortsvorsteher Herbert Kraus (Freie Wähler) vor, dass Schwarz nur an jenem Montag seine Planungen vorstellt, der Ortschaftsrat die dann ohne Diskussion zur Kenntnis nimmt und dann am 8. März beschließt; davor hätte es eine weitere "Info-Sitzung" (Kraus) gegeben, auf der man den der Entwurf eingehender besprochen hätte – die Planungsunterlagen liegen erst seit einer Woche vor. Doch er hatte die Rechnung ohne seinen Dauerkontrahenten Christian Wolf (Grüne Liste) gemacht, der sich zu Wort meldete. Wolf verwies auf den langen Vorlauf für dieses Projekt – eine Unterschriftenaktion zur Spielplatzsanierung startete bei der Kerwe 2018 –, zuletzt gab es eine "Bürgerbeteiligung unter Pandemiebedingungen", eben jene beiden Videokonferenzen: "Dabei hätten wir Sie gerne dabei gehabt, Herr Kraus!" Jetzt solle der Ortschaftsrat "ein klares Zeichen geben" und die Schwarz-Planungen beschließen – und nicht erst im März. Schließlich hätten alle Ortschaftsräte die Pläne und könnten gleich entscheiden.

Dann schaltete sich auch Bürgermeister Hansjörg Höfer ein, der vor Verzögerungen warnte, wenn der Ortschaftsrat erst im März einen Beschluss fassen würde. Er kündigte an, gleich mit dem Anwohner wegen des Grundstücktauschs zu verhandeln: "Je schneller ich in Verhandlungen treten kann, desto größer ist die Chance, dass der Spielplatz noch dieses Jahr fertig wird." Dann gerieten Kraus und Höfer aneinander: Kraus meinte, es bestehe kein Grund zur Eile und forderte Höfer auf, sich erst mit dem Grundstückseigentümer zu einigen, bevor man eine Spielplatzplanung beschließt. Für Höfer wurde andersherum ein Schuh draus: "Für mich ist dieser Beschluss der Startschuss. Ich warte auf ein Zeichen, um mit den Verhandlungen zu beginnen." Nach diesem Schlagabtausch wurde es richtig wild: Wolf outete den Anwohner – es ist, was in Altenbach kein Geheimnis ist, der Freie-Wähler-Ortschaftsrat Carsten Junghans – und forderte, ihn wegen Befangenheit von der Beschlussfassung auszuschließen. Das lehnte Kraus ab, denn er wollte ja keinen Beschluss fassen.

Am Ende stellte Wolf den Antrag, dass der Ortschaftsrat jetzt sofort sein Plazet zu den Spielplatzplänen geben sollte, unterlag aber knapp (drei zu vier Stimmen). Unter Protest verließen daraufhin viele Eltern die Sitzung. Aus dem Treppenhaus hallte noch lange empörtes Schimpfen in die Mehrzweckhalle.

> Das Ergebnis: Natürlich wird sich der Ortschaftsrat am 8. März für die Schwarz-Planungen aussprechen – weil der Druck der Eltern so groß ist. Es war also ein reines Kräftemessen zwischen den Lagern des Gremiums. Und auch der Eigentümer des Wiesengrundstücks wird dem Flächentausch zustimmen, sonst würde er in Altenbach seines Lebens nicht mehr froh.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung