Schriesheim im Bild 2023

27.02.2021

Wenig Resonanz für Händler-Internet-Offensive

Wenig Resonanz für Händler-Internet-Offensive

Der Schriesheimer Einzelhandel, hier die Heidelberger Straße, hatte es auch schon vor den beiden Lockdowns schwer. Foto: Dorn
Das Angebot des BDS, für eine Internetpräsenz zu sorgen, wird nicht genutzt - Stadt plant Umfrage

Von Micha Hörnle

Schriesheim. Der Einzelhandel ist jetzt seit fast vier Monaten geschlossen, seit dem 11. Januar ist immerhin "Click and Collect", also das Abholen (oder Liefern) im Internet bestellter Waren möglich. Das setzt aber voraus, dass die Händler auch eine Homepage und am besten sogar einen Internetshop haben. Bereits im letzten Herbst hatte der Vorsitzende des Schriesheimer Bundes der Selbstständigen (BDS), Rolf Edelmann, eine Art "Internetoffensive" für den Einzelhandel angekündigt, denn die geringe digitale Sichtbarkeit der Schriesheimer Dienstleistungen und Läden war schon im letzten Einzelhandelsgutachten kritisiert worden: Man wolle den BDS-Mitgliedern Werkzeuge an die Hand geben, mit denen sie sich im Netz präsentieren können.

Was ist, mitten im zweiten Lockdown, daraus geworden? Bisher noch nichts: "Wir arbeiten nach wie vor dran", sagt Edelmann. Am vordringlichsten sei, den Bedarf dafür zu erheben. Denn bisher blieb ein Aufruf des BDS während des ersten Lockdowns, sich zu melden, ohne große Resonanz. "Ich weiß nicht, woran es liegt: Entweder gibt es kein Interesse, man wartet ab, oder man hat sich bereits einen Internetauftritt zugelegt." Dabei stehe Edelmann immer noch zum Angebot des BDS-Landesverbandes und des Schriesheimer BDS-Schriftführers und EDV-Spezialisten, Jörg Dalmolin, den Händlern eine Plattform zur Verfügung zu stellen: "Das wäre schnell umsetzbar, sogar innerhalb von ein paar Tagen. Die Werkzeuge sind ja alle da."

Auch der lange zweite Lockdown hat offenbar für viele Geschäftsleute noch nicht den Knoten zum Platzen gebracht. Was vielleicht auch daran liegt, dass im Moment alle auf Signale aus Berlin warten, wenn sich in der nächsten Woche die Kanzlerin mit den Ministerpräsidenten trifft, um über weitere Öffnungen zu beraten. Solange, mutmaßt Edelmann, würden manche Läden das leidige Internetproblem noch weiter aussitzen – oder bei einer Verlängerung der Zwangsschließungen vielleicht doch schnell reagieren. Und dann würde der BDS diese auch "noch mal anschubsen".

Unterdessen plant Wirtschaftsförderer Thorsten Filsinger nach RNZ-Informationen eine Umfrage unter den Einzelhändlern und Gastronomen, was auch das Rathaus bestätigte. Ihr Ziel ist, "gemeinsam mit den Betrieben weitere Schritte nach der Erstellung des Einzelhandelskonzeptes anzugehen". Die Umfrage sei allerdings "derzeit noch in der Erstellungsphase, insofern können wir keine näheren Angaben hierzu machen". In den 16 Fragen Filsingers, die der RNZ vorliegen, geht es einerseits um die Attraktivität Schriesheims im Allgemeinen ("Worin sehen Sie die größte Stärke und die größte Schwäche des Standortes Schriesheim?"), aber auch um den Stand der Digitalisierung bei den Betrieben – plus die Frage, wie die Stadtverwaltung den Firmen konkret helfen könne: Reicht nur eine Beratung? Oder brauchen sie ein Internet-Portal, in dem sie sich vorstellen können? Oder am Ende gar einen richtigen Internetshop? Zu der konkreten Digitalisierungshilfe will das Rathaus nicht detailliert Stellung nehmen, das werde "gemeinsam mit den Betrieben, sofern es die Situation wieder zulässt, erörtert"; allerdings wisse man um die Wichtigkeit dieser Frage und werde die Firmen "selbstverständlich dahingehend unterstützen".

Edelmann findet den Ansatz dieser Umfrage richtig, zumal es für die Betriebe nicht allzu große Mühe macht, diese Fragen zu beantworten. Allerdings glaubt er nicht, dass es mit diesem einen eher allgemein gehaltenen Fragebogen getan ist, er rechnet mit einem zweiten, weil bei manchen Themen nachgefasst werden müsse – zum Beispiel, wenn es konkret darum geht, wie Schriesheim attraktiver gemacht werden könnte. Noch besser, so Edelmann, wäre aber mal wieder ein Treffen der Händler und Gastronomen – wenn es denn die Pandemie wieder zulässt.

Info: Am Mittwoch, 24. Februar, spricht um 18.30 Uhr der CDU-Bundestagskandidat Alexander Föhr per Videokonferenz mit dem Bundestagsabgeordneten Andreas Jung, der im Dezember einen "Pakt für lebendige Innenstädte" (Stichwort: Paketabgabe für den Onlinehandel) vorgeschlagen hat. Das Gespräch läuft auf der Plattform zoom.com (Kennnummer: 749.796.1570).

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung