Schriesheim im Bild 2023

05.03.2021

Probleme mit Impfterminen? Liselore Breitenreicher kennt alle Tricks

Probleme mit Impfterminen? Liselore Breitenreicher kennt alle Tricks

Liselore Breitenreicher hilft Senioren dabei, einen Impftermin zu bekommen. Foto: Dorn
Gewieft im Umgang mit Handy & Co. - Wie sich Liselore Breitenreicher für hochbetagte Schriesheimer einsetzt

Von Micha Hörnle

Schriesheim. Wenn sie geahnt hätte, was alles auf sie zukommt – Liselore ("Lissy") Breitenreicher hätte es wohl trotzdem getan. Schon zu Beginn der Pandemie hatte sich Breitenreicher – sie sitzt seit 2019 auch für die Bürgergemeinschaft Schriesheim im Gemeinderat – mit der Aktion "Schriesheim hilft" einen Einkaufsdienst für Mitbürger eingerichtet, die nicht so gut zu Fuß sind. Nun schlug bei der Vergabe der Impftermine erneut ihre Stunde. Zu Beginn des Jahres hatte sie angeboten, bei der Vergabe der Impftermine mitzuhelfen – und saß dann nicht selten "bis zu zwölf Stunden am Computer". Denn im Gegensatz zu vielen Über-80-Jährigen kennt sie sich mit moderner Kommunikation aus – und außerdem ist sie auch eine von der durchsetzungsfähigen Sorte.

Der Anfang war zäh und schwer, wie sie berichtet: "Das lief sehr schleppend: viele Anfragen und keine Termine." Manchmal kam sie erst um Mitternacht im Internet durch, denn alle Server zur Impfanmeldung waren überlastet. Mittlerweile geht es besser – und auch Breitenreicher wurde immer findiger. Das fängt schon bei der Registrierung im Internet an: Da gibt sie oft irgendein Alter an – und ihre E-Mail-Adresse: "Mittlerweile habe ich drei davon. Ich arbeite mit allen Tricks." Und wenn man sich einen Termin bei den Impfzentren in Weinheim, Heidelberg oder Mannheim sichern will, braucht man einen Vermittlungscode, der aufs Handy geschickt wird – das aber viele Senioren gar nicht haben, dafür aber Breitenreicher. Großes Manko: Pro Nummer gibt es nur drei solcher Bestätigungen. Also akquirierte sie so ziemlich jedes Mobiltelefon, dessen sie habhaft werden konnte: "Wenn jemand bei mir vorbeikam, musste er mir erst mal sein Handy geben." Oder sie rief im Rathaus an, um genügend Nummern zu haben. Und so hatte sie sich einen größeren Vorrat an Reservierungen aufgebaut – aus der Not geboren.

In den Impfzentren schaut man nicht auf das Alter, das Breitenreicher angegeben hat: "Das interessiert doch keinen, ob man 80 oder 88 ist." Aber blockiert sie so nicht die Impftermine anderer Nicht-Schriesheimer? Nein, denn ein Vermittlungscode bedeutet noch keinen festen Termin, es ist nur eine Voranmeldung, sozusagen der erste Abgleich, ob jemand zum kleinen Kreis der Berechtigten gehört. Im Moment hat Breitenreicher sieben Codes in petto.

Breitenreichers Expertise schätzt man mittlerweile auch anderswo: Ein Mehrgenerationenhaus in Donaueschingen, das nicht mehr weiter wusste, hatte ihre Nummer aus dem Internet – und Breitenreicher gab der Einrichtung am anderen Ende Baden-Württembergs eine gute Starthilfe in Sachen Impfterminen.

Seit zwei Monaten hat sie mittlerweile 135 Schriesheimern über 80 Jahren geholfen – und ohne ihre Mitstreiter wäre das nicht möglich gewesen. Petra Waegner hilft bei den Terminen, während Bianca Sommerfeld, Christiane Vierling, Mariette Tyedmers und Herbert Graf die Leute fahren. Einziges Manko: "Wir können keine Schwerbehinderten befördern, wir sind ja alles Ehrenamtliche." Gelegentlich musste sie schon Fahrten ablehnen – aber die meisten Impfberechtigten werden sowieso von ihren Verwandten kutschiert. Dabei gilt folgende Regel: "Wer nicht gut zu Fuß ist, sollte nicht nach Mannheim gehen, da muss man weit laufen. Weinheim und Heidelberg sind besser." Und ausgerechnet in Mannheim sind momentan noch Termine frei.

"Es läuft es deutlich besser als am Anfang", sagt Breitenreicher, die schon viel Dank für ihr Engagement bekommen hat. Aber ganz ohne Probleme ist das dann doch nicht: "Doppeltermine für Ehepaare sind Fehlanzeige. Ich bekomme nur einen Termin pro Person." Und auch Bettlägerige haben im Moment keine Chance, sie müssen drauf warten, bis ihre Hausärzte mit Vakzinen versorgt werden. Gerade sei die Nachfrage von Unter-80-Jährigen groß, aber ihre Chance, jene Dosis zu bekommen, sind eher gering. Aber Breitenreicher will sich auch um die kümmern, zumindest um Über-70-Jährige, die nicht so fit mit Internet & Co. sind – aber mittlerweile einen Großteil der Anfragen ausmachen.

Ganz wichtig ist der Ur-Schriesheimerin, dass sich bei ihr wirklich nur die melden, die kein Handy oder Internet haben: "Wer mir eine E-Mail schreibt, kann auch für sich selbst einen Termin ausmachen."

Info: Kontakt zu Liselore Breitenreicher per Telefon 0170/4839966.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung