Schriesheim im Bild 2023

15.05.2021

Darf im Zehntkeller bald jeder feiern?

Darf im Zehntkeller bald jeder feiern?

Kann bald jeder den Zehntkeller mieten? Bisher war er für Veranstaltungen der Stadt, die Vereine und die Winzergenossenschaft, aber auch für die Kultur – hier „Kunst im Keller“ am Straßenfestwochenende 2020 – reserviert. Foto: Dorn
Der Markt- und Kulturausschuss signalisierte dafür eine prinzipielle Bereitschaft. Doch die Bewirtung, Haftungsfragen, Anwohner und der Bierausschank machen noch Probleme.

Von Micha Hörnle

Schriesheim. Der Zehntkeller – erst vor fünf Jahren für 750.000 Euro saniert – steht nicht erst seit Corona die meiste Zeit leer. Daher lag zumindest für die Freien Wähler der Gedanke nahe, ihn besser zu vermarkten, einen neuen Pachtvertrag zu entwerfen – und somit für die Stadt auch mehr Einnahmen zu erzielen. Das würde eben auch heißen, dass man das Gewölbe auch an Privatleute für Feiern vermietet.

Das ist eigentlich von der Stadt als Eigentümerin nicht gewollt, aber durchaus schon vorgekommen. Denn vor vier Jahren machte Bürgermeister Hansjörg Höfer von seinem Recht Gebrauch, ihn verdienten Schriesheimer Persönlichkeiten – in dem damaligen Fall für eine Hochzeitsfeier – zur Verfügung zu stellen. Das zog einige Kritik auf sich, zumal Höfer im Grunde freie Hand hatte zu entscheiden, wer eine verdiente Persönlichkeit sei.

In den geltenden Nutzungsbedingungen heißt es: "Ausnahmsweise können jedoch auch solche Veranstaltungen zugelassen werden, wenn diese von nicht störendem Charakter sind und im Interesse der Stadt Schriesheim liegen." Aber auch: "Nach der Vorgabe des Gemeinderates der Stadt Schriesheim sollte der Zehntkeller grundsätzlich nicht für private Feierlichkeiten zur Verfügung gestellt werden. Insbesondere sollte keine Konkurrenz für die Schriesheimer Lokale und Gaststätten begründet werden." Zugleich ist zwar nicht der ganze Zehntkeller, aber doch sein Lager noch bis 2024 an die Winzergenossenschaft verpachtet, bei einer Miete von 614 Euro im Monat.

Nun zeichnete sich auf der Sitzung des Markt- und Kulturausschusses vom Mittwoch ab, dass es unter den Stadträten durchaus eine Bereitschaft dazu gibt, den Zehntkeller ohne Restriktionen für private Veranstaltungen zu öffnen. In gewisser Weise Vorbild dafür wäre der Kaiserkeller in Ladenburg, den der Gesangverein Liederkranz als "Eventlocation" vermarktet. Bei den Ladenburger Sängern sollte man sich mal umhören, welche Erfahrungen man dort gemacht hat und wie die Verträge gestaltet sind, so Renate Hörisch-Helligrath (SPD). Christiane Haase (CDU) hat "keine Schmerzen, den Zehntkeller privat zu vermieten", auch Liselore Breitenreicher (Bürgergemeinschaft) hat "damit kein Problem", schließlich sei die Scheuer der Familie Jäck "jedes Wochenende voll", während der Zehntkeller brachliege. Allerdings sah sie eher das Problem, wie man das Catering organisieren soll. Das wiederum ist für Hörisch-Helligrath nicht das Problem: "Die Stadt ist für die Bewirtung nicht zuständig."

Aber es gab auch zurückhaltende Reaktionen: Für Christian Wolf (Grüne Liste) war wichtig, dass "Vereine Vorrang vor Hochzeiten haben". Und man müsse aufpassen, dass hier, gerade bei privaten Kulturveranstaltungen nicht denen der Vereine Konkurrenz gemacht werde. Auch für Lisa Hartmann (CDU) gilt: "Vereine vor Privatpersonen", vielleicht könnten Vereine einen Rabatt bei der Miete bekommen.

Die Miethöhe ist tatsächlich nicht ohne. So sagte Kämmerer Volker Arras: "Ich war immer der Meinung, den Zehntkeller an Private zu vermieten. Aber wenn wir ihn öffnen wollen, dann zu einem kostendeckenden Preis" – und der liegt bei 1000 Euro am Tag, "denn wir haben ja auch Kosten fürs Personal". Bevor man nicht eine kostendeckende Miete verlange, solle man das Gewölbe besser gar nicht erst vermieten. Ordnungsamtsleiter Achim Weitz machte auf ein anderes Problem aufmerksam: "Es wird Probleme mit den Anwohnern geben, wenn der Zehntkeller jedes Wochenende voll ist." Höfer machte auf die beschränkten Kapazitäten ("mit Bestuhlung vielleicht 100 Personen") und Haftungsfragen aufmerksam: "Ich will es nicht kaputtreden. Aber die Sache ist differenzierter als Öffnen und Geld einnehmen." Und dann gab es noch das Reizthema Bierausschank: Während Hegmann nichts dagegen hat, sieht das Höfer ganz anders: Er besteht auf Wein: "Wer den Zehntkeller mietet, weiß, worauf er sich einlässt."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung