Schriesheim im Bild 2023

21.01.2022

Alle wollen Liselore Breitenreicher

Alle wollen Liselore Breitenreicher

Konkurrenten in der BgS: Stefan Bernauer und Liselore Breitenreicher. Fotos: Dorn
Nach dem Rückzug aus der Bürgergemeinschaft gibt es Angebote mehrerer Fraktionen.

Schriesheim. (hö) Noch am selben Abend, als die einzige Stadträtin der Bürgergemeinschaft (BgS), Liselore "Lissy" Breitenreicher, erklärt hatte, dass sie sich aus der von ihr mitgegründeten Gruppierung zurückzieht (siehe unten), kamen die ersten Reaktionen. Wie Breitenreicher auf RNZ-Anfrage berichtet, waren alle positiv, "nicht eine negative Nachricht". Breitenreicher hatte sich mit ihrem "Austritt" aus der BgS – eine formelle Mitgliedschaft gibt es nicht – von den Aussagen eines anderen BgS-Gründungsmitglieds, Stefan Bernauer, distanziert, der als "Montagsspaziergänger" im Internet die Organisatoren der "Uffbasse"-Gegendemonstration vom Montag und die Berichterstattung in der RNZ kritisiert hatte.

Nun nutzten auch fast alle anderen Gruppierungen – bis auf die Grüne Liste und die AfD – die Gelegenheit, bei Breitenreicher vorstellig zu werden und sie in ihren Reihen aufzunehmen. Doch sie ziert sich noch: "Ich möchte mich erst einmal keiner Fraktion anschließen. Ich hänge noch an meiner BgS." Sie will sich jetzt erst einmal sortieren und nach der Aufregung der letzten Tage etwas Ruhe haben. Außerdem dränge sie ja nichts: "Ich habe noch zweieinhalb Jahre Zeit bis zur nächsten Wahl." Auf RNZ-Nachfrage, ob sie vielleicht eine "neue BgS" gründen könnte, sagte sie: "Das könnte sein. Aber ich lasse mir jetzt erst einmal alles offen."

Mit der "alten BgS" will sie aber erst einmal nichts mehr zu tun haben, zumal sie sich sicher ist: "Ohne mich holt die BgS keinen Sitz mehr." 2019 kam sie mit weitem Abstand auf der Liste auf 1159 Stimmen. Zwar erreichte sie am Mittwoch noch ein Gesprächsangebot Bernauers, auf das sie aber nicht eingehen will: "Wer mich und andere persönlich verletzt, mit dem spreche ich nicht mehr. Da bin ich ein Elefant."

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Update: Donnerstag, 20. Januar 2022, 21 Uhr

Breitenreicher zieht sich zurück - Bürgergemeinschaft vor dem Aus?
Der Streit mit Stefan Bernauer eskalierte. Liselore Breitenreicher bleibt aber Stadträtin.
Schriesheim. (hö) Unter der Oberfläche gärte es schon lange bei der Bürgergemeinschaft (BgS), doch nun trat ihre einzige Stadträtin Liselore "Lissy" Breitenreicher aus – sofern man aus einer Gruppierung ohne formelle Mitgliedschaft überhaupt austreten kann. Hilmar Frey, der im Sommer das aufwendige BgS-Video zur Stadtentwicklung produziert hat, schloss sich Breitenreicher an. Per E-Mail informierten beide am Mittwoch die anderen Stadträte – und bezogen sich vor allem auf Aussagen des BgS-Mitgründers Stefan Bernauer im Internet.

Der gehört den "Montagsspaziergängern" an und hatte in Einträgen auf Facebook und in seinem eigenen Blog Kritik an den Organisatoren der parteiübergreifenden "Uffbasse"-Demo vom Montag sowie an der Berichterstattung der RNZ geübt. Er warf den "Uffbasse"-Organisatoren, also allen demokratischen Gruppierungen, vor, die "Montagsspaziergänger" in die rechte Ecke zu drängen, an den Pranger zu stellen und letztlich die Gesellschaft zu spalten. Zudem habe Breitenreicher ohne Mandat oder vorherige Diskussion der BgS in deren Namen erklärt, "Uffbasse" zu unterstützen.

Breitenreicher distanzierte sich von Bernauers Aussagen und schrieb ihren Stadtratskollegen, auch im Namen Freys: "Sein gezeigtes Vorgehen steht außerhalb unserer (und bislang von der BgS vertretenen) Werte, stellt darüber hinaus eine fragwürdige Entwicklung und Zeichen von Hetze dar, welches es auf das Schärfste zu verurteilen gilt. Andere Akteure, Gemeinderäte und Journalisten öffentlich so anzugehen, bedauern wir und ist für uns weder nachvollziehbar noch akzeptabel. Für uns ist hier die gedachte ,rote Linie’ eindeutig überschritten, was wir hier ausdrücklich erklären. Als Konsequenz haben wir unsere nicht förmliche Mitgliedschaft mit sofortiger Wirkung beendet beziehungsweise aufgelöst." Ihr Mandat werde sie allerdings weiter behalten – "unabhängig von Interessen von verbliebenen Mitgliedern der Bürgergemeinschaft".

Laut Bernauer laufen die Auseinandersetzungen zwischen ihm und insbesondere Frey "schon seit Monaten, das ist eine lange und komplexe Geschichte". Einer der Auslöser war, dass Breitenreicher und Frey den Bürgermeisterkandidaten Christoph Oeldorf unterstützten – worin ihnen nicht jeder in der BgS, darunter auch Bernauer, folgen wollte. Dann wurde der Streit persönlich: "Eine traurige Entwicklung, die auf Personen fußt, die nicht zusammenpassen", sagt Bernauer – und meint sich und Frey. Es habe sich "ein Duo Frey/Breitenreicher gebildet, in deren Augen ich der Buhmann bin". Und mehr noch: "Wären die beiden nicht gegangen, wäre ich gegangen." Und doch kam für ihn selbst deren Schritt "unerwartet".

Und wie geht es jetzt mit der BgS weiter, die sich ja erst vor drei Jahren gegründet hatte, um als neue Kraft die Verkrustungen der Parteienlandschaft zu lösen? "Ich weiß es nicht", sagt Bernauer. Entweder werde die BgS aufgelöst, oder aber der Rest von Aktiven macht weiter – wenn auch ohne Breitenreicher und Frey. Das sollen die Rest-BgS’ler entscheiden – wenn sie sich denn mal zu Wort melden. Denn im Moment herrsche ein "großes Schweigen".

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung