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24.02.2022

Dorfcafé in Altenbach: Kurz vor dem Umbau und schon mit Namen

Dorfcafé in Altenbach: Kurz vor dem Umbau und schon mit Namen

Pfarrer Kieren Jäschke, Monika Kohl, Renate Schmitt, Pfarramtssekretärin Natalia Hammer, Christian Wolf und Jan Lauterbach (alle Förderverein, v.l.) präsentieren die Umbaupläne fürs Dorfcafé – und dessen neuen Namen. Foto: Dorn
Als "Drehscheibe" nimmt das Café eine alte Tradition auf. Am 19. März beginnen die Arbeiten.

Von Micha Hörnle

Schriesheim-Altenbach. Das seit drei Jahren geplante Dorfcafé kommt mit Riesenschritten voran: Die Finanzierung des Umbaus ist gesichert (in einem Monat geht es los), es gibt auch eine halbe Stelle der Kirchengemeinde, um die Arbeit der ehrenamtlichen Helfer zu koordinieren – und schon ein Name ist gefunden: die "Drehscheibe".

Bereits beim "Probecafé" im Herbst wurde eifrig nach einem zündenden Namen für den Ort gesucht – und zunächst sah es so aus, als machten das "Café Miteinander" (sozusagen nach dem Vorbild der Kernstadt) und das "Altenbacher Dorfcafé" das Rennen. Aber dann hatte Monika Kohl eine ganz andere Idee. Denn ihr kam wieder in den Sinn – "Das war ein spontaner Einfall" –, wie in ihrer Jugendzeit die Ortsmitte genannt wurde: "Drehscheibe".

Das hing auch damit zusammen, dass hier der Bus drehte, den heutigen Buswendeplatz gab es noch nicht. Damals sah überhaupt die Ortsmitte noch ganz anders aus: Die Straße war viel schmaler, "die Bach" plätscherte mitten durch den Ort, an der evangelischen Kirche gab es noch einen kleinen Park, und schließlich stand auch noch das alte Rathaus (dort wo vor 30 Jahren das neue Gemeindehaus errichtet wurde). Ja, und es gab damals noch jede Menge Geschäfte. Es war also um einiges dörflicher als heute, gerade die älteren Altenbacher trafen sich gerne hier auf der Bank, wie sich Renate Schmitt erinnert. Monika Kohl weiß noch, "dass man hier immer jemanden getroffen hat, wenn man vom Einkaufen kam".

Und eigentlich soll es ab dem kommenden Herbst wieder so sein: "Das soll ein Treffpunkt werden", meint Schmitt, und Pfarrer Kieren Jäschke sekundiert: "Genau das wollen wir für Altenbach. Das ist ja auch ein zentraler Punkt." Denn die Kirche markierte in Altenbach seit jeher die Grenze zwischen dem Ober- und dem Unterdorf (wobei Kohl und Schmitt beide aus dem Oberdorf kommen).

Insofern passte für alle der Namen, und der setzte sich auch in einer Abstimmung per Postkarte durch. Allein der große Rücklauf, so berichtete Christian Wolf vom Dorfcafé-Förderverein, habe gezeigt, wie wichtig vielen Altenbachern das neue Café ist – neben der "Kegelstube" der einzige gastronomische Betrieb in dem 1900-Einwohner-Dorf, in dem in den letzten Jahren viel an Treff- und Einkaufsmöglichkeiten weggebrochen ist, nachdem erst die Post, dann die Bankfilialen, der letzte Supermarkt, das Restaurant und schließlich die einzige Bäckerei geschlossen hatte.

Da ist das neue Café "Drehscheibe" ein echter Lichtblick – und deswegen ziehen auch so viele Altenbacher mit. Das fängt bei den Handwerkern an, die sehr kulant kalkulieren, und endet bei den kostenlosen Bauzeichnungen des Architekten Till Kuhlmann – ein bekannter Name im Ortsteil. Dessen Eltern hatten bereits die Mehrzweckhalle samt Feuerwehrhaus (und einst mit dem Kindergarten obendrauf) geplant.

Überhaupt sollen es die Altenbacher sein, die für den Betrieb des Cafés sorgen sollen – im Grunde wie im "Mittendrin" mit seinen ehrenamtlichen Helfern: "Das ist der grundsätzliche Teil des Konzepts", sagt Jan Lauterbach vom Förderverein, "wir stellen eine Örtlichkeit zur Verfügung – als Plattform für regelmäßige Veranstaltungen." Daher gilt das Motto "von Altenbachern für Altenbacher": Wie Wolf berichtet, gibt es schon eine Liste mit ehrenamtlichen Helfern, "der Kreis wird immer größer", berichtet Schmitt: Beim Café-Workshop am Dienstag kamen 20 Leute – und das trotz Corona. Und so meint auch Jäschke: "Wir hatten ein Momentum, ich würde von Fügung sprechen", also eine Art sich selbst verstärkendes Glück – anders als beim Dorfladen, der im letzten Jahr auf Eis gelegt. Erst half die Stadt mit dem Verzicht auf die Stellplatzablöse (immerhin 44.000 Euro), dann gab es noch Landeszuschüsse aus dem "Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum" (knapp 47.000 Euro), schließlich fand sich auch noch ein Fördertopf der Kirche, mit dem die Beteiligung am sozialen Leben unterstützt wird – und der die halbe Stelle finanziert, mit der die Ehrenamtlichen-Arbeit koordiniert werden soll. "Da gingen ganz viele Türen auf", bilanziert Jäschke. Der Pfarrer träumt jetzt schon von einem "Treffpunkt für junge Familien", der Gemeindesaal könnte mal zu einem "Kinder-Indoor-Spielplatz" werden. Und wenn man schon am Träumen ist: Das Café könnte einen gewaltigen Schub fürs Dorf bedeuten: Der bisher eher kümmerliche Markt könnte sich beleben, es könnte eine Zusammenarbeit mit der "Kegelstube" geben (dem das Café keine Konkurrenz machen will), und schließlich könnten hier die Altenbacher Jugendlichen, für die zwei Räume hinter dem Café hergerichtet werden, den Thekendienst mitübernehmen.

Die Umbauarbeiten sollen am 19. März starten, dann wird die eine Wand zum heutigen Pfarrbüro eingeschlagen, damit sich das Café – geplant sind 20 Sitzplätze – vergrößern kann; ins Büro kommt die neue Küche hin. Pfarramtssekretärin Natalia Hammer wird dann Besucher im Café empfangen (wobei vertrauliche Gespräche außerhalb der Öffnungszeiten stattfinden). Auch das Behinderten-WC muss weichen, es zieht ins Kellergeschoss um und ist problemlos mit dem Lift erreichbar. Der Zugang zur Terrasse – mit weiteren 20 Sitzplätzen – soll größer und transparenter werden. Die halbrunde Theke und die große kreisförmigen Lampe werden dann den neuen Namen "Drehscheibe" designmäßig umsetzen. Mit den geschätzten Umbaukosten von 180.000 Euro komme man gut hin: "Wir stemmen finanziell den Umbau und die Ersteinrichtung", sagt Lauterbach. Auch die halbe Stelle ist auf zwei Jahre gesichert – und doch ist der Förderverein weiter auf Spenden angewiesen, um diese Stelle langfristig erhalten zu können.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung