Schriesheim im Bild 2023

21.03.2022

Wieso die Altenbacher Kerwe nicht gefeiert wird

Es liegt nicht nur an Corona, sondern an der zu kurzen Vorlaufzeit, den Unwägbarkeiten der Pandemie und auch am Ukraine-Krieg.

Schriesheim-Altenbach. (hö) Am Mittwochabend verkündete bei der Ortschaftsratssitzung Ortsvorsteher Herbert Kraus knapp, dass es keine Kerwe im Ortsteil geben wird – und begründete das mit der Pandemie. Zumindest kann man sich fragen, wieso in Altenbach das wichtigste Dorffest abgesagt wird – es hätte vom 29. April bis zum 2. Mai gedauert –, wenn genau drei Wochen später vor dem Schriesheimer Rathaus das "Stadtfest" als Mathaisemarktersatz gefeiert werden soll und zudem seit dem gestrigen Sonntag die meisten Corona-Regeln weggefallen sind.

Tatsächlich ist die Sache doch etwas komplizierter, wie die Verwaltungsstelle im Namen des Kerweteams am Freitag per Pressemitteilung mitteilte. Denn am vorletzten Donnerstag, 10. März, trafen sich alle Altenbacher Vereine samt Feuerwehr und dem zukünftigen Kerwepfarrer Timo Alles. Eigentlich sollte Kevin Zeberer Nachfolger von Ann-Christin Kreß werden, die dreimal als Kerwepfarrerin amtiert und der ihr Lebensgefährte bei der letzten Kerwe am Montag mitten auf dem Festplatz spektakulär einen Heiratsantrag gemacht hatte. Kreß zog dann nach Südhessen, Zeberer war beruflich aber so eingespannt, dass Alles – wie Zeberer als Kerweborscht aktiv – dann in die Bresche sprang, wie Ortsvorsteher Herbert Kraus auf RNZ-Anfrage erläuterte.

Einziges Thema des Treffens war, unter welchen Vorzeichen in diesem Jahr die Altenbacher Kerwe möglich ist. Im Laufe des Abends stellten sich in der Diskussion zwei Hauptgründe heraus, die für eine Absage der Kerwe sprachen: Erstens sehen einige Vereine und die Feuerwehr, die während der vier Kerwe-Tage für die Getränke zuständig sind, mehrheitlich ein zu großes Risiko, bei allem Aufwand und personellem Einsatz auf ihren Kosten sitzen zu bleiben oder kaum Gewinn zu erwirtschaften. Auch bei den Ehrenamtlichen der Vereinsverkaufsstände gab es Bedenken. Denn alle Vereine erwachen erst langsam aus dem Corona-Schlaf – und man wisse von daher auch nicht, wer überhaupt bereit sei, sich zu engagieren. Da langten die sechs Wochen Vorlauf bis zum Kerwebeginn kaum, um diese Fragen alle zu klären.

Zweitens rechnen die Kerwe-Organisatoren angesichts der weiter hohen Ansteckungszahlen eher mit einem schwachen Besuch der Veranstaltung – trotz oder gerade wegen der vielen zu erwarteten Lockerungen der Coronaregeln. Die hohen Fallzahlen, aber auch die sehr kurze Vorlaufzeit machten etliche wichtige Programmpunkte der Kerwe unmöglich, gerade den Umzug und den Lauf. Und niemand könne wissen, ob angesichts der Pandemie-Lage – gerade kündigt sich ja eine erneute Welle an – nicht doch wieder Regeln in Kraft gesetzt werden müssen, die gerade weggefallen sind.

"Daher ist es nicht unwahrscheinlich, die Kerwe doch kurzfristig wieder absagen zu müssen", heißt es in der Pressemitteilung der "Kerwemacher". Denn dann könnten wieder Auflagen wie 3G, Maskenpflicht, Abstand und Einzäunen des gesamten Festgeländes mit Einlasskontrolle kommen. Von daher: "Ein unkalkulierbares Risiko für alle Beteiligten".

Zudem fragt sich das Kerweteam, ob eine Feier in Zeiten des Ukraine-Krieges das richtige Signal sei: Denn gerade jetzt sei "vermutlich auch vielen Menschen nicht nach Feiern zumute, weswegen auch aus diesem Grund mit einem schwachen Besucherstrom zu rechnen sein könnte".

Angesichts der drängenden Zeit, sechs Wochen bis zum Kerwetermin, musste also ein schneller Beschluss her: "Es war eine lange Diskussion, und die schlussendlich getroffene Entscheidung fiel niemandem leicht, aber auch in diesem Jahr wird es leider keine Kerwe in Altenbach geben", resümieren die Organisatoren. Auch Ortsvorsteher Kraus sagte später zur RNZ: "Im Grunde waren sich alle einig."

Am Ende der Debatte kam man überein, "dass es wichtig ist, Frustration bei den beteiligten Gruppen und den ehrenamtlichen Helfern zu vermeiden und das Engagement auf die Kerwe kommenden Jahr zu legen". Denn eine gute Kerwe stehe und falle mit der Bereitschaft aller Akteure, dabei mitzuhelfen, und nicht zuletzt auch mit einem attraktiven Programm ohne erschwerende Auflagen – was dann auch zu einem entsprechenden Besuch führen soll. Und so sagte auch der designierte Kerwepfarrer Timo Alles: "Wenn wir Kerwe machen, dann richtig!"

Insofern hoffen alle auf die Kerwe 2023, an ihrem Programm soll beim nächsten Treffen im Herbst gearbeitet werden. Das Fest soll dann vom 5. bis zum 8. Mai gefeiert werden – wenn die Pandemie und auch der Ukraine-Krieg hoffentlich Geschichte sind.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung