Schriesheim im Bild 2023

27.03.2022

Auf der Sozialstation arbeitet man gern, aber zu wenige wissen das

Die Kirchliche Sozialstation sucht immer wieder Mitarbeiter. Auch die Bezahlung stimmt, bisher gibt es aber wenig Zustrom aus der Gastronomie.

Schriesheim. (hö) Es wird so viel über die Zustände in der Pflege gejammert, aber davon hört man in der Kirchlichen Sozialstation wenig. Im Gegenteil: "Das wird oft totgeredet, obwohl unser Beruf in der ambulanten Pflege schön ist", meint Pflegedienstleiterin Darja Lohmeier. "Es gibt so viele Bereiche und Qualifikationsmöglichkeiten, das geht hoch bis zur Promotion. Ich kenne keinen Ausbildungsberuf, in dem man sich so vielfältig weiterbilden kann."

Und abwechslungsreich ist es hier auch. Denn anders als in der stationären Pflege ist man bei den Patienten zu Hause tätig – und erlebt immer neue Situationen (und auch Persönlichkeiten) zwischen Bergstraße und Odenwald, man hat auch länger, oft über Jahre, mit den Senioren zu tun. Und man hat auch nicht jeden Tag mit ein und denselben Leuten zu tun, man geht ja nach getaner Arbeit wieder. Vor allem aber arbeitet man hier viel selbstständiger als in Heimen. Und ist doch in einem Team, zu dem rund 40 Angestellte, darunter fünf Azubis, zwölf Unterstützer im Alltag und auch noch etwa 70 Ehrenamtliche gehören.

Das Betriebsklima scheint zu stimmen: "Ich höre oft, dass wir ein Super-Arbeitgeber sind. Das merkt man auch daran, dass es wenig Fluktuation gibt", erklärt Verwaltungsleiterin Karin Keller-Thümmel. Das führt eben auch dazu, dass in der Sozialstation viele Mitarbeiter langsam in Rente gehen "und jetzt müssen wir uns verjüngen", so Keller-Thümmel. Deswegen sucht man immer wieder nach Azubis, die hier zur Pflegefachkraft ausgebildet werden. Wer sich dafür begeistert, kann dann nicht nur im ambulanten Bereich, sondern auch in der stationären Pflege, aber auch im Krankenhaus oder sogar der Psychiatrie eingesetzt werden, denn die Ausbildung ist seit 2020 generalistisch ausgelegt.

Weil es bekanntlich einen eklatanten Mangel an Fachkräften gibt, fördert die Bundesagentur für Arbeit diese Ausbildung – und die ist auch finanziell attraktiv. Überhaupt, so sagt Keller-Thümmel, stimme das Klischee von den unterbezahlten Pflegekräften so nicht: "Die Löhne sind in den letzten Jahren massiv gestiegen. Ich würde sagen, wir sind an der oberen Grenze dessen, was man mit einer Ausbildung verdienen kann." Ein besonderes Plus sind die flexiblen Arbeitszeiten – von vier Stunden die Woche bis zur Vollzeit ist alles möglich.

Und doch ist die Kirchliche Sozialstation als Arbeitgeber nicht so bekannt, vielleicht auch deswegen, weil sich viele junge Leute erst mal lieber in einem der vielen Krankenhäuser in der Region oder gleich beim Uniklinikum bewerben. Vielleicht ein Fehler, denn hier in der Kirchstraße geht es familiär zu: "Wir kennen noch unsere Azubis", sagt Keller-Thümmel, "und wir hören von denen, die eigentlich in anderen Einrichtungen arbeiten und die bei uns reingeschaut haben, dass die schönsten Einsätze im ambulanten Dienst waren."

Bisher gab es allerdings noch keinen großen Zustrom von Mitarbeitern aus der Gastronomie, die diesem Bereich in der Pandemie den Rücken gekehrt haben. "Dabei wären die gar nicht so schlecht in der Pflege wegen ihrer kommunikativen Fähigkeiten", meint Lohmeier. In jedem Fall kann man hier einfach mal für ein Praktikum reinschnuppern. Denn, so sagt Keller-Thümmel: "Die Hürden, bei uns mitzuarbeiten, sind gar nicht so hoch."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung