Schriesheim im Bild 2023

28.04.2005

Das große Zittern steht noch bevor

Die erste Hürde auf dem Weg zur Mittleren Reife haben sie genommen: Gestern schrieben sich die Zehntklässler durch die Deutschprüfung
Ganz auf sich selbst gestellt sind die Zehntklässler bei der Deutschprüfung zur Mittleren Reife. Von ihren Handys erhalten sie jedenfalls keine Hilfestellung. Vielleicht sorgen ja Nervennahrung und Glücksbringer für den einen oder anderen Geistesblitz. Foto: Dorn

Schriesheim. (nip) Traubenzucker und Bananen, Energiegetränke und kleine Glücksbringer waren erlaubte Hilfsmittelchen, die von den Schülern der Kurpfalzrealschule Schriesheim gern in Anspruch genommen wurden: 107 Zehntklässler saßen gestern Morgen ab 8 Uhr vor ihrer Deutsch-Abschlussprüfung, um spätestens fünf Schulstunden später wenigstens vier beschriebene Blätter abzugeben.

"Die Themen waren anspruchsvoll, aber machbar und fair", sagte Schulleiter Hans-Jürgen Krieger. Das fand auch Gabi Uhl, Deutschlehrerin der Klasse 10 b: "Die Schüler haben die Themen gut aufgenommen".

Zumal alles im Vorfeld intensiv beackert worden war. Für die meisten ist die zentrale Prüfung zur Mittleren Reife im Fach Deutsch sowieso kein unlösbares Problem. Schwieriger wird es am Freitag, wenn Englisch ansteht, und nicht wenige bibbern bereits jetzt vor dem nächsten Dienstag.

Da ist Mathe dran. Allerdings haben sich auch in Englisch die Anforderungen an die Abschlussklausur gravierend geändert, nachdem durch die so genannte "Eurocom" die englischen Sprachkompetenzen bereits im Vorfeld abgefragt werden. Dieser Sprachtest lief im Dezember bereits ganz prima, und Krieger zeigt sich heute noch erfreut über die hohen Sprachfertigkeiten seiner Realschüler. Am Freitag konzentriert sich daher alles auf den "written English test".

In Deutsch wählten die Schüler der vier Abschlussklassen, übrigens die höchste Schülerzahl seit Jahren - was die vierte Klasse rechtfertigte - unter vier verschiedenen Themen. Nicht wenige entschieden sich dabei für die bereits zuvor gelesene Lektüre "Die Entdeckung der Currywurst". Autor Uwe Timm geht es dabei weniger darum, wer nun wirklich die Currywurst erfand, sondern eher um die deutsche Nachkriegszeit. Basierend auf der Seite 185, also ziemlich am Schluss der 220 Seiten starken Novelle, sollten die Prüflinge einen Dialog niederschreiben. "Hier muss man sich in die Rolle eines der Beteiligten versetzen", erklärte Gabi Uhl. Wem dazu nichts einfiel, griff vielleicht zum Kompendium "Der olympische Gedanke - und die Welt des Sports". Hierzu wurden zur Vorbereitung drei Impulstexte, die das Kultusministerium lieferte, herangezogen. Wer mit Sport nicht viel anfangen konnte, dem stand mit der Gedichtsinterpretation noch ein lyrisches Thema zur Verfügung: das Gedicht von Reiner Kunze "Die Liebe". Moderne Lyrik und zugleich ein schöner, aber anspruchsvoller Wortlaut mit feinsinnigem Schluss. "Diesen richtig zu interpretieren, ist der Knackpunkt", meinte Gabi Uhl. Ansonsten war hier Technik gefragt: Wie ist der Sprachaufbau, wo finden sich Alliterationen und andere Stilmittel und wie komme ich möglichst zu einer Aussage?

Interpretation, heute die sogenannte "Textbeschreibung", war auch beim letzten zur Auswahl stehenden Thema gefragt. Von der jungen Autorin Michaela Borchert stammt der melancholische Text "Regentropfen", der eine alte Frau auf dem Weg ins Altersheim begleitet. Ein letztes Mal besucht sie den Lieblingsplatz im Park, bevor der Sohn sie abholen kommt. "Der Inhalt ist so schön, ich habe beinahe geweint", sagte eine Schülerin später.

Für die nächsten Prüfungen drückt die RNZ ganz fest die Daumen.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung