Schriesheim im Bild 2023

13.05.2005

Gegen die "Ökonomisierung der Universitäten"

Gegen die "Ökonomisierung der Universitäten"

"Talk im JutS" der Jusos Schriesheim-Dossenheim zur Hochschulpolitik: Wenn überhaupt Studiengebühren, dann zu günstigen Konditionen

Wenn die Uni was kosten soll, dann müssen die Gelder aber auch für die Hochschulen zur Verfügung stehen, so der kleinste gemeinsame Nenner der Diskussionsteilnehmer. Foto: Dorn

Schriesheim. (zg/cab) Zum Thema ihres dritten "Talk im JutS" hatten die Jusos Schriesheim-Dossenheim die Hochschulpolitik gemacht. Eigentlich sollte an dem Abend über das weite Spektrum der universitären Ausbildung in Deutschland gesprochen werden, doch die mögliche Einführung von Studiengebühren rückte schnell ins Zentrum der Diskussion auf dem Podium.

"Seit im Januar das Bundesverfassungsgericht die Entscheidung über die Einführung von Studiengebühren in die Länderhoheit gegeben hat, ist besonders bei den unionsregierten Ländern ein Wettkampf um die schnellste Umsetzung entbrannt", gab Juso-Moderator Jens Ginal gleich zu Beginn die Richtung vor. Er forderte die vier Podiumsgäste auf, in der Hauptfrage Farbe zu bekennen: Ja oder Nein zu Studiengebühren?

Für den Heidelberger SPD-Landtagsabgeordneten Claus Wichmann keine allzu schwere Aufgabe. Ist seine Partei doch die einzige, die sich in Baden-Württemberg gegen Studiengebühren ausgesprochen hat: "In unsere Hochschullandschaft passt das Thema Gebühren gar nicht. Die Frage muss doch sein, ob Bildung ein öffentliches Gut bleibt oder ob wir daraus eine Ware machen", konnte Wichmann beim eher jungen Publikum punkten.

Der Mannheimer Studierenden-Vertreter, AstA-Vorsitzender Jörg Zablonski, argumentierte in die gleiche Richtung: "Der direkte Kontakt zu Studenten zeigt uns, dass schon heute viele ihr Studium durch Arbeiten selbst tragen müssen". Studiengebühren seien daher oftmals nicht finanzierbar, sozial ungerecht und führten zur Ökonomisierung der Universitäten.

Prof. Dr. Jochen Hörisch sagte, als Sohn von Nichtakademikern sei er der sozialdemokratischen Bildungspolitik für seine persönlichen Bildungschancen sehr dankbar. Doch gerade unter dem Aspekt der sozialen Gerechtigkeit sei es für ihn nicht nachvollziehbar, weshalb eine Friseurin oder ein Kfz-Mechaniker mit ihren Steuergeldern die Ausbildung eines Akademikers finanzieren sollten, der im Regelfall später deutlich besser verdiene. Er appellierte an die sozialdemokratische Seele der Gastgeber und sprach sich unter der Bedingung, dass die Gebühren nachgelagert seien und die Gelder auch wirklich den Universitäten zu Gute kämen, für die Einführung von Studiengebühren aus.

Bedingungsloser unterstützte der Mannheimer Student Patrick Spannagel ein gebührenpflichtiges Studium. Die Gesellschaft habe das Recht, auch bei der universitären Ausbildung eine Kosten-Nutzen-Rechnung aufzustellen und deren Ergebnis notfalls durch Gebühren zu verbessern. Studiengebühren stellten eine gerechtfertigte Beteiligung der Studenten an ihren Ausbildungskosten dar, so Spannagel.

Bis 22 Uhr diskutierten die Gäste untereinander und mit den Besuchern, darunter die beiden SPD-Stadträte Sebastian Cuny und Hans-Jürgen Krieger, sowie der Grüne Johannes Scharr. In zwei Punkten konnten die Teilnehmer am dritten "Talk im JutS" am Ende sogar Einigkeit erzielen. Erstens müssten Studiengebühren, wenn sie denn kommen sollten, durch Stipendien und günstige Kredite sozial verträglich abgefedert werden.

Zweitens müsse sichergestellt sein, dass die Einnahmen den Universitäten im vollen Umfang zur Verfügung stünden und nicht zum Stopfen anderer Haushaltslöcher genutzt würden. Für Baden-Württemberg stellte Jens Ginal unter dem Applaus der anwesenden Jusos fest: "Nur eine rote Revolution bei den Landtagswahlen im März 2006 kann Studiengebühren im Ländle wohl noch verhindern".

Copyright (c) rnz-online

Autor: Rhein-Neckar-Zeitung